„Schreinheilige“ – Die Heiligentafeln vom Schutzkasten des Marienschreins
Die Aachener Domschatzkammer hütet den vielseitigsten Kirchenschatz Deutschlands, darunter mehr als 100 Gemälde. Aus Platzgründen können nicht alle Kunstwerke ständig gezeigt werden. Nun holt das Team anlässlich der Aachener Heiligtumsfahrt für drei Monate einen besonderen Gemäldeschatz ans Licht: 24 meist auf beiden Seiten bemalte Holztafeln, die um 1460 in einer Malerwerkstatt in Köln in Auftrag gegeben wurden.
Die Tafeln schmückten einst den Schutzkasten des Marienschreins. „Anders als heute war es im Mittelalter nicht üblich, Reliquienschreine ganzjährig zu zeigen. Die meisten Schreine waren in Schutzkästen untergebracht“, erklärt Diplom-Restauratorin Stefanie Korr, die die Ausstellung kuratiert hat. „Auch der Marienschrein wurde früher durch einen hölzernen Kasten vor Blicken und Diebstahl geschützt. Um das Jahr 1460 wurde dieser Kasten umgearbeitet und mit Gemälden ausgestattet.“
Ähnlich einem großen Altaraufsatz wurde der Schreinskasten nur zu bestimmten Feiertagen und während der Heiligtumsfahrt aufgeklappt. „Es gibt eine weniger reich verzierte Alltagsseite und eine reicher geschmückte Festtagsseite mit unterschiedlichen Verzierungstechniken“, erklärt Stefanie Korr. Die Köpfe der Heiligen auf den mit sternenförmigen Punzierungen geschmückten Festtagsseiten zieren eingeritzte Nimben (=Heiligenscheine), hingegen haben die Heiligen auf den Alltagsseiten plastisch gezogene Nimben erhalten.
Insgesamt haben sich 31 Heiligendarstellungen vor goldenem Hintergrund erhalten, die dank ihrer Attribute identifiziert werden können. „Unsere Lieblingstafel zeigt die Heilige Katharina“, begeistert sich Stefanie Korr. Der frühchristlichen Märtyrerin sind als Erkennungszeichen ein Rad sowie ein Schwert beigegeben. Besonders schön gemalt sind Katharinas kostbare, mit Hermelin besetzte Gewänder, die sie als Königstochter auszeichnen. Den Kopf schmückt ein gravierter Heiligenschein.
„Wie bei allen unseren Ausstellungen geht es dem Team darum, bisher unbekannte Werke aus der großen Sammlung des Doms zu konservieren und wissenschaftlich zu erschließen. Dazu gehört es, die Ergebnisse in einer Ausstellung vorzustellen. Die „Schreinheiligen“ sind ein weiterer Schritt auf dem Weg, die Vielseitigkeit und hohe Qualität der Sammlung zu zeigen“, erläutert Dr. Birgitta Falk, Leiterin der Domschatzkammer.
Die Präsentation ist vom 6. Juni bis zum 24. September im Untergeschoss der Schatzkammer zu sehen.